Corona als Trendbeschleunigung der Digitalisierung?

Der Frage welche Auswirkungen die gegenwärtige Pandemie auf die Digitalisierung der Arbeitswelt hat, widmeten sich am 11.02.2021 Prof. Dr. Manfred Wannöffel von der gemeinsamen Arbeitsstelle RUB / IG Metall und Prof. Dr. Thomas Haipeter vom IAQ der Uni Duisburg Essen. Im Rahmen der Ringvorlesung “Wirtschaft, Arbeit und Leben mit und nach der Corona-Krise” schloss dieser Vortrag mit einem Fokus auf der Rolle von arbeitspolitischen Akteuren in der aktuell voranschreitenden Digitalisierung in der Coronakrise.

Mittlerweile fordert die Politik aktiv, die Arbeit aus den eigenen vier Wänden zu ermöglichen, um Begegnungen und den Pendelverkehr einzuschränken. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter befinden sich bereits seit dem Frühjahr 2020 größtenteils im Homeoffice. Prof.  Dr. Wannöffel kritisierte in seinem Vortrag explizit die – auch unter WissenschaftlerInnen verbreitete – inflationäre Verwendung des Begriffs “Homeoffice”. Er argumentierte, er sei zu wenig präzise, da er verschleiere, dass es bereits seit Jahren zum Teil gesetzliche und zum Teil tarifliche Vorgaben zur ortsflexiblen Arbeit gibt. Hier wird unterschieden in “Telearbeit”, die Arbeit am Bildschirm von zu Hause aus, “Mobiler Arbeit”, die letztendlich ortsunabhängige Arbeit im Allgemeinen beschreibt und “Heimarbeit”, einer Arbeit von zu Hause aus oder selbst gewählter Arbeitsstätte. Die aktuelle Situation, in der viele ArbeitnehmerInnen entgrenzt arbeiten, erzeugt einen dringenden Regelungsbedarf für diesen Bereich. Eine Umfrage unter EntscheiderInnen aus ca. 500 Unternehmen aus dem Mai 2020 macht deutlich, wie sehr die Gefahren der Entgrenzung von Arbeitszeit und Arbeitsort einerseits gesehen werden, andererseits verbindliche Regelungen an vielen Stellen fehlen. Prof. Dr. Wannöffel stellte einige Best Practice Beispiele vor, die aufzeigten, wie diverse Betriebe erfolgreich Regelungen für die ortsabhängige Arbeit finden konnten.

Fazit: Die Coronakrise bedeutet in Bezug auf die Digitalisierung keineswegs einen Gamechanger, da die Digitale Transformation bereits seit Jahren an Fahrt aufgenommen hat, aber mit Sicherheit lässt sich eine Beschleunigung der Digitalisierung in der Coronakrise beobachten. Ziel der arbeitspolitischen Akteure muss es sein, sich zu vernetzen und von den bereits bestehenden Tarif- und Betriebsvereinbarungen zu profitieren. Der doppelte Veränderungsprozess von Digitalisierung und Pandemie kann eine Chance sein, Zukunftspolitik (Prof. Haipeter) aktiv zu gestalten. Prof. Dr. Haipeter machte auf die Zunahme an Plattformökonomie aufmerksam, die auch einen wichtigen Aspekt der Digitalisierung der Arbeitswelt und ein Element der New Work darstellt. Auch in diesem Punkt werden Gewerkschaften in Zukunft stark gefragt sein.

Hier können Sie sich den Vortrag noch einmal ansehen. Sie möchten per Youtube die Abschlussdiskussion verfolgen? Link und Anmeldung finden Sie hier. (Bitte beachten Sie, dass Sie bei Youtube angemeldet sein müssen, um im Livechat mit uns zu diskutieren.)