The New Normal?

Wie hat sich die Unsicherheit in der Coronakrise in unseren Kaufentscheidungen niedergeschlagen? Wie haben sich unsere Arbeitsbedingungen verändert? Mit neuesten Erkenntnissen aus ihren eigenen Forschungsergebnissen, den Untersuchungen einiger KollegInnen und einer Prise Humor legte Prof. Dr. Annette Kluge vom Lehrstuhl für Wirtschafts-, Arbeits- und Organisationspsychologie dar, wie Menschen mit der Unsicherheit in der Coronakrise umgehen und welche Coping-Strategien sie an den Tag legen.

Viele Aspekte des Vortrages konnte das Publikum auf Youtube mit der eigenen Lebensrealität in einen Zusammenhang bringen, so wurde z.B. die Auswirkung der Ausstattung im Home Office auf die eigene Leistungsfähigkeit diskutiert, während einige Studierende die Sprache auf die Durchführung von Online-Prüfungen in der anstehenden Klausurphase brachten. Prof. Dr. Manfred Wannöffel, der die Reihe der Ringvorlesung gemeinsam mit der Akademie ins Leben gerufen hat, moderierte den Abend und nahm auch die Danksagungen aus dem Publikum gerne entgegen.

Insbesondere die Untersuchung von Führungsverhalten in virtuellen Teams zeigte eindrucksvoll, dass hier viel Fingerspitzengefühl seitens der Führungskräfte gefragt ist. Während sich in Krisenzeiten auch Elemente der geteilten Führung bezahlt machen – das bedeutet Teile des Teams übernehmen Elemente der Führung, präsentieren z.B. Lösungen für kurzfristig auftretende Probleme in der Organisation – verunsichert die fehlende Präsenz manch einen Mitarbeiter und schürt Ängste in Bezug auf die eigene Sichtbarkeit im Unternehmen und daraus entstehende Hemmnisse bei Aufstiegschancen. Interessant waren jedoch die Zahlen zur Zufriedenheit im Home Office, denn diese Art der Arbeit wird trotz der Unsicherheit in der Coronakrise als überwiegend positiv empfunden. Gestiegene Flexibilität, Selbstwirksamkeit und natürlich der unterbleibende Weg zur Arbeit tragen dazu bei, dass viele ArbeitnehmerInnen gerne vom heimischen Schreibtisch aus arbeiten. Nachvollziehbar ist hier im Kontrast die Überforderung, die insbesondere Eltern mit kleinen oder schulpflichtigen Kindern empfinden, da durch die Betreuung und die eigene Arbeit eine Doppelbelastung entsteht.

Der ein oder andere im Publikum fühlte sich spätestens bei der Analyse des veränderten Konsumverhaltens, ertappt. Wenig überraschend zeigt sich in den Statistiken, dass Ausgaben, z. B. für Reisegepäck oder Kleidung gesunken sind, aber mehr Investitionen im Bereich Home-Fitness, Freizeitaktivitäten wie “Malen nach Zahlen” oder Puzzles, sowie bei Möbeln und Heimausstattung getätigt werden. Exemplarisch für die Unsicherheit in der Coronakrise können wohl die Hamsterkäufe von Toilettenpapier zu Beginn des ersten Lockdowns gesehen werden, auch dieses Phänomen wurde beleuchtet. Zum Schmunzeln brachte wohl alle, dass “Wann kann ich wieder zum Friseur gehen?” eine der am häufigsten gegoogelten Fragen des letzten Jahres war.

Im Anschluss an den Vortrag von Prof. Kluge ordnete Prof. Dr. Christan Schmitz vom  Sales Management Department der Ruhr-Universität Bochum die Informationen zur Unsicherheit der Coronakrise in den Sales-Kontext ein und wagte einen leicht optimistischen Blick in die Zukunft, indem er die Fortschritte in der Digitalisierung herausstellte, die Deutschland im Zuge der letzten Monate geleistet hatte. Er geht davon aus, dass diese “neue Normalität” in ein paar Monaten einen Mittelweg beschreitet, zwischen der Zeit des Lockdowns und den Gegebenheiten vor Corona. So kann er sich zum Beispiel vorstellen, dass der Vertrieb in bestimmten Fällen auch in Zukunft auf digitale Treffen setzen wird und auch eine komplette Abkehr vom Home Office in Zukunft nicht denkbar sein wird.

Den Vortrag von Prof. Dr. Kluge und Prof. Dr. Schmitz’ Kommentar können Sie sich hier ansehen.