Welche Karrieremöglichkeiten haben Sie nach Ihrer Zeit bei der Bundeswehr?

Ist der Militärdienst als Soldat:in oder Zeitsoldat:in abgeleistet, stehen viele vor der Frage, wie es nun beruflich für sie weitergehen soll. Nach Ende Ihres Dienstes als Zeitsoldat:in können Sie sich für eine zivile Karriere entscheiden. In der Bundeswehrzeit haben Sie bereits zahlreiche Fertigkeiten und Fähigkeiten erworben, die Sie nun auch im Zivilberuf einsetzen können. Für eine zweite Karriere im Zivilbereich gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Auch spezielle Weiterbildungen können Sie dabei in Angriff nehmen. Welchen Weg Sie letztendlich einschlagen, hängt allerdings stark von Ihren persönlichen Vorlieben und Ihrer Persönlichkeit ab.

Auf dem erworbenen Wissen aufbauen

Während Ihrer Zeit als Soldat:in haben Sie in erster Linie zahlreiche praktische Erfahrungen gesammelt, die Sie auch für eine theoretische Weiterbildung im zivilen Bereich sehr gut nutzen können. Dazu zählen vor allem Soft Skills wie Teamfähigkeit, Planungssicherheit oder Führungsqualifikationen. Allerdings müssen viele Fähigkeiten noch zusätzlich entsprechend geschult und für die zivile Berufswelt adaptiert werden. Aus diesem Grund ist eine entsprechende Weiterbildung notwendig. Gelegenheiten für eine derartige Fortbildung gibt es viele. Neben einer Berufsausbildung können Sie auch eine Umschulung in Erwägung ziehen. Darüber hinaus haben Sie die Möglichkeit, sich für einen neuen Berufsweg zu entscheiden, der auf den erworbenen Kenntnissen und Fähigkeiten aus der Bundeswehrzeit aufbaut. Dafür bieten sich auch universitäre Fortbildungen an.

Wie funktioniert die Karriere nach der Karriere bei der Bundeswehr?

Wer eine zivile Berufskarriere nach der Bundeswehrzeit ins Auge fasst, sollte sich bereits frühzeitig darum kümmern. Der Beförderungsdienst der Bundeswehr (BFD) bietet dafür spezielle Beratungen an. Darüber hinaus stellt der BFD auch Förderungen und Übergangsbeihilfen für Zeitsoldat:innen zur Verfügung. Diese sollen den Wiedereinstieg in das zivile Berufsleben auch finanziell erleichtern. Die Höhe und Dauer dieser Förderungen hängt von der individuellen Dienstzeit der ehemaligen Soldat:innen ab.

Als ehemalige:r Offizier:in haben Sie übrigens besonders gute Chancen, sich in einer zivilen Führungsposition zu etablieren. Unternehmen schätzen an Ihnen vor allem die Fähigkeit, auch in schwierigen Situationen rasch die richtigen Entscheidungen zu fällen. Außerdem sind Offizier:innen für ihr Verantwortungsbewusstsein und ihre Genauigkeit bekannt und geschätzt.

Welche Berufsbilder bieten sich für eine Anschlusskarriere an?

Um den für Sie passenden Berufsweg einzuschlagen, sollten Sie Ihr eigenes Persönlichkeitsprofil unter die Lupe nehmen. Einen guten Anreiz dafür bieten die Ergebnisse einer Studie, die vom sozialwissenschaftlichen Institut der deutschen Bundeswehr durchgeführt wurde. In dieser Studie kristallisieren sich fünf verschiedene Charaktere bei Soldat:innen heraus.

Der:die ernüchterte Soldat:in auf Zeit

Dieser Typ startet hoch motiviert seinen Dienst in der Bundeswehr. Mit der Zeit erkennt er:sie jedoch, dass eine erfolgreiche militärische Laufbahn für ihn:sie kaum möglich ist. Das kann verschiedene Ursachen haben. In weiterer Folge bereitet sich diese:r Soldat:in auf eine zivile Karriere vor und nimmt bereits während dieser Zeit einschlägige Weiterbildungsmöglichkeiten in Anspruch. Diese sollen den Weg in einen zivilen Beruf erleichtern.

Der:die Funktionalist:in

Funktionalist:innen erkennen bereits früh, dass die Bundeswehr kein geeigneter Platz für sie ist. Sie arbeiten als Mechatroniker:in oder Sanitäter:in. Dieses erworbene Wissen verwenden sie, um sich später in einem zivilen Beruf in diesen Bereichen zu etablieren.

Der:die passive Soldat:in

Dieser Typ sieht sich nicht als Soldat:in, sondern leistet lediglich seinen Wehrdienst nach Vorschrift ab. Er:sie besucht dabei die Berufsfachschulen der Bundeswehr, um nach seiner:ihrer Dienstzeit als Handwerker:in oder Facharbeiter:in in der Wirtschaft zu arbeiten.

Der:die Soldat:in

Soldat:innen engagieren sich während ihrer Zeit bei der Bundeswehr im militärischen Bereich, bilden sich aber nicht weiter. Nach der Zeit als Soldat:in verlässt dieser Persönlichkeitstyp die Bundeswehr über eine Berufsfachschule oder begibt sich in den öffentlichen Dienst.

Der:die zweigleisige Soldat:in

Dieser Typus betrachtet seinen Dienst beim Militär als Staatspflicht und übt bereits daneben Jobs in der Wirtschaft aus. Seine:ihre Entlassung aus dem Bundeswehrdienst betrachtet er:sie mit Zuversicht. Viele verfügen dann bereits über entsprechende Kontakte zur Privatwirtschaft.

Aus dieser Studie wird ersichtlich, welche Berufsmöglichkeiten es nach der Bundeswehrzeit geben kann. Zum einen ist der öffentliche Dienst eine Möglichkeit und zum anderen gibt es viele Bereiche ín der Wirtschaft, in die man als ehemalige:r Soldat:in einsteigen kann. Das gilt sowohl für den Verwaltungsbereich als auch für zahlreiche technische Bereiche.

Warum eignet sich eine universitäre Ausbildung nach der Bundeswehr?

Soldat:innen haben während ihrer Dienstzeit beim Militär vor allem viel praktische Erfahrungen gesammelt. Danach ist jedoch auch theoretisches Wissen gefragt. Um dieses zu erlangen, können Sie eventuell ein Studium beginnen oder einen entsprechenden Zertifikatskurs absolvieren. Hier beschäftigen Sie sich in erster Linie mit der Theorie und können dieses Wissen mit dem Praxiswissen verbinden.

Was sind die Vorteile einer universitären Ausbildung?

Eine universitäre Bildung ist vor allem umfassend. Sie bereitet nicht nur auf einen bestimmten Beruf vor, sondern ermöglicht darüber hinaus wissenschaftliches Arbeiten und steigert die Sozialkompetenz. Zudem lernt man strukturiertes Arbeiten. Auf diese Weise verbessert eine universitäre Fortbildung die beruflichen Chancen im zivilen Leben erheblich. Eine Hochschulausbildung gepaart mit den Erfahrungen aus der Wehrdienstzeit bildet eine solide Basis für das berufliche Vorankommen. Vor allem in Führungspositionen wirkt sich dieser Umstand deutlich aus.

Wenn Sie kein komplettes Studium absolvieren wollen oder können, haben Sie auch die Möglichkeit, Zertifikatskurse zu belegen. Diese Kurse mit Zertifikat bereiten in der Regel sehr gut auf bestimmte Tätigkeiten in der Wirtschaft vor. Zudem werden diese Kurse und das dazugehörige Zertifikat auch staatlich anerkannt. Auch der Weg in den öffentlichen Dienst wird dadurch erleichtert.

Welche Weiterbildungen und Zertifikatskurse kommen dafür in Frage?

Die Wahl des passenden Berufs hängt natürlich von Ihren persönlichen Voraussetzungen und Präferenzen ab. Das gilt auch für den Erwerb eines bestimmten Zertifikats. Beispiele für eine derartige Weiterbildung sind:

Six Sigma

Six Sigma ist eine Managementmethode, mit der Unternehmensziele erreicht und erhalten werden können. Dieses System zeichnet sich durch seine Flexibilität aus. Der Erfolg des Unternehmens gründet sich dabei auf der Kundenzufriedenheit. Geschäftsprozesse werden dafür statistisch ausgewertet und analysiert. Im Rahmen einer Six Sigma Schulung lernen Sie, Geschäftsprozesse stetig zu verbessern.

Diese Fortbildung ist praxisorientiert und richtet sich vor allem an Personen, die wirtschaftsorientiert denken und handeln. Die Weiterbildung erfolgt in verschiedenen Stufen und ist ähnlich aufgebaut wie ein Karate-Kurs. Den Kursteilnehmer:innen werden nach erfolgreicher Teilnahme verschiedene Gürtel verliehen. Dazu gehören der Yellow Belt, der Green Belt und der Green Belt Hybrid.

Die gesamte Ausbildungsdauer für die Six Sigma Methode und das Zertifikat beträgt insgesamt sechs Monate. Zu den Inhalten dieser Ausbildung gehören vor allem:

  • Projekt- und Prozessmanagement
  • Angewandte Statistik
  • Ursache-Wirkungs-Beziehungen
  • Ishikawa, Pareto und 5 Why Analyse
  • Gewichtete Entscheidungsmatrix

Lean Management

Darunter versteht man eine ganzheitliche Denkweise. Auch diese Form der Managementtechnik zielt darauf ab, einen Mehrwert für den Kunden zu schaffen. In dieser Ausbildung lernen Sie alles, was Sie über Lean Management wissen müssen. Die Zertifikatskurse für das Lean Management stehen für verschiedene Bereiche zur Verfügung. Dazu zählen Lean Expert in der Produktion, in der Verwaltung und in der Entwicklung.

Das Lean Management hilft vor allem dabei, Ressourcen schonend und sparsam einzusetzen und damit auch die Kosten im Unternehmen zu senken. Diese Zertifikatskurse richten sich an unterschiedliche Zielgruppen: Lean Experts in Production sind in erster Linie Techniker oder Fach- und Führungskräfte im Produktionsbereich. Lean Experts in Administration sind Geschäftsführer, Betriebsleiter oder Fach- und Führungskräfte im Dienstleistungsbereich. Die Ausbildung zum Lean Expert in Development richtet sich an Mitarbeiter in Forschungs- und Entwicklungsabteilungen von Unternehmen.

Für all diese Zertifikatskurse sind Weiterbildungskurse im Senior-Bereich vorgesehen. In diesen Kursen lernen Sie, welche Tools Sie für das Lean Management einsetzen können, um Ressourcenverschwendung zu vermeiden. Damit gestalten Sie Arbeitsabläufe effizienter und kostengünstiger. Die theoretische Ausbildung wird dabei durch zahlreiche Anwendungsbeispiele ergänzt. Das erworbene Wissen können Sie dann im eigenen Unternehmen in der Praxis umsetzen.

Vertriebsingenieur:in

Vertriebsingenieur:innen sind wichtige Fachkräfte für den Verkauf erklärungsbedürftiger technischer Produkte. Heute findet der Verkauf überwiegend über digitale Kanäle statt. Das erfordert für Vertriebsingenieur:innen auch andere Qualifikationen. In einer Weiterbildung zum:zur Vertriebsingenieur:in lernen Sie, wie technische Produkte heute besser verkauft werden.

Die Inhalte dieser Weiterbildung bestehen in erster Linie aus einer verkaufspsychologischen Schulung sowie in der Qualifizierung für den digitalen Vertrieb. Die Schulung an der Ruhr-Universität erfolgt in Zusammenarbeit mit dem VDI.

Als Neuling oder Quereinsteiger:in können Sie sich für einen Zertifikatskurs für Vertriebsingenieure Young Professionals anmelden. Wenn Sie bereits Vertriebserfahrung haben, ist für Sie vielleicht der Kurs Senior Expert interessant.

Chief Innovation Management

Innovationsmanager:innen gelten als Motor für neue technologische Entwicklungen in intelligenten Unternehmen. Das Anforderungsprofil eines:r Innovationsmanager:in ist allerdings sehr vielschichtig und auch relativ komplex. Aus diesem Grund ist auch hier eine umfangreiche Schulung notwendig.

Diese Schulung können Sie ebenfalls im Rahmen eines Zertifikatskurses an der Akademie der Ruhr-Universität absolvieren. Die Weiterbildung für den sogenannten Chief Innovation Manager ist modular aufgebaut und besteht aus folgenden Modulen.

  • Innovationsmanagement
  • Projektmanagement
  • Strategie und Marketing
  • Ressourcenmanagement
  • Leadership

Im Modul Innovationsmanagement beschäftigen Sie sich mit der strategischen Umsetzung von innovativen Ideen. Sie lernen dabei die systematische Steuerung, Planung und Kontrolle im Innovationsmanagement zu koordinieren. Im Projektmanagement lernen Sie neue Methoden kennen, um Innovationen ins Leben zu rufen. In der Strategie und im Marketing werden Ihnen Kenntnisse vermittelt, um Märkte zu analysieren und zu durchdringen. Beim Modul Ressourcenmanagement steht die schonende Nutzung vorhandener Ressourcen im Mittelpunkt, die auch den finanziellen Aspekt des Ressourceneinsatzes beinhaltet. Im Leadership werden Ihnen innovative Führungsansätze präsentiert.

Im praktischen Teil der Weiterbildung setzen Sie das erworbene theoretische Wissen mithilfe eines eigenen Innovationsprojekts in die Praxis um. Damit haben Sie eine solide Basis, um später in einem Unternehmen wichtige Aufgaben als Chief Innovation Manager:in zu übernehmen.

Fazit

Eine zivile Karriere nach der Bundeswehrzeit ist immer eine Herausforderung. Um diese zu bewältigen, ist eine gute Planung notwendig. Neben einer rechtzeitigen Karriereplanung ist hier auch Eigeninitiative gefragt. Vorab empfiehlt sich eine genaue Analyse Ihrer Fähigkeiten, Präferenzen und Kenntnisse. Nutzen Sie bereits während Ihrer Dienstzeit die Angebote des BFD und informieren Sie sich über adäquate Aus- und Weiterbildungsangebote. Für die Zertifikatskurse steht Ihnen auch die Akademie der Ruhr-Universität zur Verfügung. Am besten informieren Sie sich jetzt bei uns!