Können Sie sich erinnern, wann Sie Ihrem Gegenüber bei einem Termin zuletzt die Hand gegeben haben? Wann haben Sie zuletzt mit Kolleg*innen oder Kommiliton*innen bei einem Kaffee zusammengesessen? Verändern sich unsere Umgangsformen, wenn wir uns in der Corona-Krise virtuell begegnen?

Die Corona-Krise hat seit März 2020 unser Alltags- und Arbeitsleben auf vielfältige Weise verändert und bereits zu entscheidenden Transformationen in Arbeit, Wirtschaft und Lebenswelt geführt. Wer wird schon zukünftig für ein halbstündiges Arbeitstreffen von Bochum nach Düsseldorf fahren? Sowohl Arbeitgeber als auch Beschäftigte konnten erfahren, dass das Einsparen langer Arbeitswege auch die Umwelt- und Lebensqualität verbessern kann.

Die Corona-Pandemie ist zweifelsfrei eine historische Zäsur, die in die Zeitgeschichte eingehen wird. Wie diese Zäsur sich geopolitisch, wirtschaftlich und in der Arbeitswelt auswirken wird, ist aktuell aufgrund steigender Infektionszahlen noch gar nicht abzusehen. Lassen sich aus den früheren Pandemien wie der Spanischen Grippe mit schätzungsweise 20 – 50 Mio. Opfern Lehren für unseren Umgang mit COVID-19 ableiten?

Viele Menschen stellt dies vor die Frage, wie sie in ihrem Alltag mit diesen vielschichtigen Prozessen umgehen sollen. Um unser aller Situation zu beleuchten und nicht nur die Risiken und Herausforderungen, sondern auch die möglichen Potenziale zu erkennen, bietet die Ruhr-Universität-Bochum eine Ringvorlesung an.

In spannenden Vorträgen werden verschiedene Aspekte der Corona-Pandemie aus interdisziplinären Blickwinkeln beleuchtet. Das ermöglicht nicht nur ein tieferes Verständnis für die momentane Situation in Wirtschaft, Arbeit und Leben, sondern auch Einblicke in zukunftsweisende Prozesse zu erlangen.

Welchen Fragen widmen sich die einzelnen Vorlesungen an der Ruhr-Universität-Bochum?

Die Veranstaltungen der Ringvorlesung befassen sich zum einen mit dem momentanen Ist-Zustand und den potenziellen Auswirkungen der Corona-Pandemie. Vor der Frage „Wie gehen wir derzeit mit dieser komplexen Transformation um und welche Nachwirkungen haben wir zu erwarten?“ werden die Auswirkungen auf die Wirtschaft und auch auf das Arbeitsleben beleuchtet. Selbstverständlich wird dabei auch die Verbindung zu der Lebenswelt von Studierenden und Bürger*innen hergestellt und über Perspektiven und Transformationsprozesse im Alltagsleben gesprochen.

Durch die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dieser Thematik wird der zweite Aspekt der Ringvorlesung „Wirtschaft, Arbeit und Leben mit und nach der Corona-Krise“ vorbereitet. Denn jede Transformation bedeutet nachhaltige Veränderungen in allen Lebensbereichen. Dabei ist die Corona-Pandemie aufgrund der weltweiten Transformationsprozesse besonders komplex. Um dafür ein tiefgreifendes Verständnis zu erlangen wird die Frage „Welche Risiken und Herausforderungen betreffen die Wirtschaft auch in Zukunft und welche positiven Entwicklungen sind zu erwarten“?

Nicht nur Wirtschaft und Arbeitswelt werden durch die Corona-Pandemie auf den Prüfstand gestellt, sondern auch das gesellschaftliche Leben. Auch wenn für viele Menschen die neue Situation aufgrund von Corona beängstigend ist, so handelt es sich doch nicht um die erste tiefgreifende Veränderung, die durch eine Pandemie ausgelöst wurde.  Daher nutzen führende WissenschaftlerInnen an der Ruhr-Universität Bochum auch die Chance, Parallelen zu ähnlichen Pandemien aufzuzeigen, zum Beispiel zur spanischen, asiatischen und Hongkong Grippe. Auch der Einfluss, den AIDS auf das Zusammenleben und den gesellschaftlichen Konsens seit den 1980er Jahren genommen hat, wird beleuchtet. Dieser Einblick in vergangene Prozesse der gesellschaftlichen Transformation bildet eine Basis, um die Corona-Pandemie und die potenziellen Folgen einordnen zu können. Durch die Aufarbeitung vergangener Pandemien werden Ängste abgebaut und die Möglichkeit geschaffen, die aktuellen Vorgänge auf Potenziale hin zu untersuchen.

Bereits heute ist abzusehen, dass sich Wirtschaft, Alltagsleben und auch die Arbeitswelt entscheidend wandeln werden, da die Corona-Krise nicht nur Schwachstellen offenbart, sondern auch neue Potenziale aufdeckt. Aufgrund dessen soll auch ein Blick auf die möglichen Innovationen geworfen werden, die durch die Corona-Krise angestoßen werden. Denn auch wenn die Pandemie eine tiefgreifende Krise ist, die das Leben der Menschen dauerhaft verändern wird, sind Krisenzeiten in der Menschheitsgeschichte immer wieder Anlass für bedeutende Innovationen.

Was dürfen Sie sich von der Ringvorlesung erwarten?

Die Ruhr-Universität-Bochum bietet die Ringvorlesung sowohl online als auch in Präsenz an. Dadurch liegt die Entscheidung bei den Teilnehmern*innen, ob sie an den einzelnen Vorlesungen auf dem Gelände der Ruhr-Universität-Bochum oder aus dem Home Office aus teilnehmen möchten. So wird allen Interessierten die Möglichkeit eingeräumt, die Vorträge zu besuchen.

Die Ringvorlesung besteht aus acht Vorlesungssitzungen in denen sich die Referent*innen mit den unterschiedlichen Aspekten der Pandemie auseinandersetzen sowie einem Abschlussgespräch mit allen Teilnehmer*innen und Referenten*innen. Die Ringvorlesung startet am 5. November um 18 Uhr mit einem Vortrag der Kanzlerin der Ruhr-Universität Bochum, Frau Dr. Christina Reinhardt. Frau Reinhardt wird darüber berichten, wie die Ruhr-Universität die tiefe Doppelkrise zwischen Corona und Cyberangriff bewältigt hat und welche Maßnahmen im Wintersemester zu erwarten sind. Stefan Berger und Stefan Müller ordnen danach die Corona-Pandemie in den Kontext vergleichbarer Krisen im 20. und im 21. Jahrhundert historisch ein.

Die Reihe ist wie folgt gegliedert:

  1. Am 5. November 2020 ab 18 Uhr – Dr. Christina Reinhardt, Kanzlerin der Ruhr Universität Bochum, “Crisis what Crisis – Krisen kommen selten allein“, 18:45 – 20: 00 Uhr – Prof. Dr. Stefan Berger / PD Dr. Stefan Müller: “Die Corona-Pandemie: Historische Einordnung im Vergleich zu den großen Krisen des 20. und 21. Jahrhunderts”
  2. Am 19. November 2020 von 18:00 – 20:00 Uhr – Prof. Dr. Marianne Saam “Innovationen in der Krise – Determinanten der Produktivitätsentwicklung“
  3. Am 3. Dezember 2020 von 18:00 – 20:00 Uhr – Prof. Dr. Michael Roos “Wirtschaft in der Transformation: Von der Effizienz- zur Resilienzorientierung?”
  4. Am 17. Dezember 2020 von 18:00 – 20:00 Uhr– Prof. Dr. Rolf G. Heinze „Die Corona-Krise als Gesellschaftsexperiment: mehr Wohlfahrtsstaatlichkeit oder sozioökonomische Zersplitterung“
  5. Am 14. Januar 2020 von 18:00 – 20:00 Uhr- Prof. Dr. Sabrina Zajak “Die neuen Krisen globaler Arbeitsstandards: die Pandemie und Digitalisierung in globalen Lieferketten”
  6. Am 28. Januar 2021 von 18:00 -2 0:00 Uhr – Prof. Dr. Annette Kluge „“The new normal” oder was heißt “Wir alle müssen weiter in der Unsicherheit leben” – Mögliche arbeits-, organisations-, und konsumentenpsychologische Antworten“
  7. Am 11. Februar 2021 von 18:00 – 20:00 Uhr – Prof. Dr. Manfred Wannöffel (Gemeinsame Arbeitsstelle RUB/IGM) „Corona als Trendbeschleunigung für die Digitalisierung der Arbeitswelten?“
  8. Am 18. Februar 2021 von 18:00 – 21:00 Uhr – Abschlussveranstaltung