Lehren und Lernen über den Holocaust und Genozide heute
Wie über unterschiedliche Formen von politischer Gewalt in der Schule arbeiten, ohne gleichzusetzen, ohne zu relativieren? Was muss an Ähnlichkeiten betont werden, wenn man über den Holocaust und wenn man über Genozide spricht? Wie klärt man den Begriff des Genozids? Warum ist der Begriff des Genozids so häufig Kern öffentlicher Auseinandersetzungen? Wie zeigen wir, dass der schulische Unterricht über den Holocaust sowohl Wissen über die Ereignisse vermitteln soll, aber auch Antworten geben muss auf die Frage, wo die Generation der Lehrkräfte, wo die Generation der SchülerInnen „in der Geschichte“ steht?
Das Tagesseminar greift Herausforderungen auf, in der Schule über Genozide im 20. und 21. Jahrhundert zu arbeiten. Dazu wechseln sich offene Arbeitseinheiten, Lernvertiefungen und Gruppenarbeitsphasen ab. Im ersten Teil des Seminars wird als Lerneinheit eine Einführung zum Begriff „Genozid“ sowie zu Aspekten von Genozidereignissen im 20. und 21. Jahrhundert (inbs. Genozid an den ArmenierInnen, Genozid an den Herero und Nama in der ehemaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika, Genozid in Ruanda, Genozid von Srebrenica) angeboten. Im zweiten Teil wird in unterschiedlichen Formen (Diskussionen, Arbeitsgruppen) praxisorientiert über die Chancen und Möglichkeiten des Lehrens und Lernens über Holocaust und Genozide gearbeitet, wobei Raum für die Diskussion der unterrichtspraktischen Erfahrungen der Seminarteilnehmenden gegeben werden soll.
Das Seminar möchte Erfahrungen und Wissensrahmen der Teilnehmnden konzentriert aufgreifen und zu einer angeleiteten Vertiefung und Reflexion anregen. Nicht zuletzt gibt das Seminar Hinweise auf aktuelle Überlegungen und Materialien, wie in Lehr- und Lernsituationen divers zusammengesetzter Lerngruppen fundierte historische Kenntnisse und politisch-gesellschaftliche Kompetenzen zu vermitteln sind. Ziel ist es, Anregungen zu vermitteln, den jeweils aktuellen, von unterschiedlichen Erfahrungshintergründen gerahmten Bedürfnissen und Fragen der Schülerinnen und Schüler mit neuen Impulsen begegnen zu können.
Der Zertifikatskurs bündelt Fragen und Antworten auf aktuelle Herausforderungen an die politische Bildungsarbeit im schulischen und außerschulischen Bereich. Er begegnet dem Umstand, dass Bildung mit einem neuen Niveau kultureller Heterogenität konfrontiert ist, die eine besondere Sensibilität für Erfahrungen und kulturelle Überlieferungen von kollektiver Gewalt erwartet und einfordert.
Der Kurs richtet mit seinen Modulen den Blick auf neue Problemstellungen in der Weitergabe der Erfahrung der shoah nach dem Tod der Zeitzeugen. Die Lehreinheiten berücksichtigen zudem die Veränderungen in den medialen Umfeldern. Nicht zuletzt zeigt der Kurs auf, wie politische Bildung mit neuen (und alten) Formen der Relativierung und Leugnung von Völkermorden konfrontiert ist und wie man diesen begegnen kann.
Weitere Lehrerfortbildungen finden Sie hier.
9:00 Uhr Eintreffen und Kennenlernen
9:30 Uhr Begrüßung und Einführung
10:00 Uhr Was heißt es, in der Schule über unterschiedliche Formen von politischer Gewalt zu lernen? Herausforderungen
10:45 Uhr Kaffeepause
11:00 Uhr Genozide im 20. und 21. Jahrhundert I
(a) Zur Geschichte des Begriffs und des juristischen Konzepts „Genozid“
(b) Genozidereignisse im 20. und 21. Jahrhundert
13:00 Uhr Mittagspause
14:00 Uhr Genozide im 20. und 21. Jahrhundert II / Warum und wie ein Thema für den schulischen Unterricht? Diskussion
15:00 Uhr Kaffeepause
15:30 Uhr Genozide im 20. und 21. Jahrhundert III / Thematische Arbeitsgruppen mit Blick auf Lehrmaterialien und Projektideen
17:00 Uhr Kaffeepause
17:15 Uhr Lehren und Lernen über Holocaust und Genozide heute / Abschließende Vertiefung
18:00 Uhr Schlussdiskussion
18:30 Uhr Ende der Veranstaltung
PD Dr. Kristin Platt, Leiterin des Instituts für Diaspora- und Genozidforschung, Sozial- und Kulturwissenschaftlerin [Leitung] (RUB)
Dr. Medardus Brehl, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Diaspora- und Genozidforschung, Literaturwissenschaftler und Historiker
Dr. phil. Lasse Wichert, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Diaspora- und Genozidforschung, Komparatist und Politikwissenschaftler
Das Tagesseminar „Lehren und Lernen über Holocaus und Genozide heute“ eignet sich für:
-
Lehrende der Sekundarstufen 1 und 2 der einschlägigen geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächer aller Schulformen
- Lehrkräfte (v. a. an weiterführenden Schulen)
- Schulsozialarbeiter und Sozialarbeiterinnen
- Schulpsychologen und Schulpsychologinnen
- Schulleitungen
Qualität
